#metoo – raus aus der Opferrolle
Was für die Einen Hysterie ist, ist für Betroffene eine Notwendigkeit. Unter dem Hashtag #metoo berichten weltweit hunderttausende Frauen über ihre persönlichen Erfahrungen mit Sexismus, mit sexueller Belästigung und Übergriffen.
„Ich kann es nicht mehr hören! #metoo und die Debatten über Sexismus halten bereits seit 3 Wochen an. Diese Schauspielerinnen wussten doch ganz genau, auf was sie sich da einlassen!“ sagte vor einigen Tagen ein sympathischer junger Mann im Vorbeigehen zu mir und spielte dabei auf Harvey Weinstein an.
Für unsere kultivierte westliche Gesellschaft ist es offensichtlich sehr notwendig, dass das Ausmaß von Sexismus endlich bekannt wird, die Menschen für das Thema Sexismus mehr sensibilisiert werden, damit wir alle in einer kultivierten Gesellschaft leben können und sie nicht nur so heißt.

#metoo – Sexismus – Normalität in Alltag
Alle Frauen wissen, worauf sie sich einlassen, wenn sie morgens aus dem Haus gehen. Sexismus in Form von Sprüchen, sexistische Witze, Gestik, Mimik, Fotos in der Presse, Werbung und manchmal sogar unerwünschte Berührungen und körperliche Übergriffe erwarten sie in Bus und Bahn, in der Fußgängerzone, auf dem Weg zur Arbeitsstelle. Während ihrer Arbeitszeit erfahren sie nur allzu oft Sexismus von Vorgesetzten, Kollegen, Kunden, Lieferanten, Geschäftspartnern usw. Es ist ziemlich gleichgültig in welchem Beruf, in welcher Branche oder sozialen Schicht wir Frauen uns bewegen. Zum Feierabend dürfen wir ebenfalls mit Sexismus im Fitnessstudio oder sonstigen Freizeit- und Sportaktivitäten umgehen.

Ich habe durchaus Verständnis dafür, dass die tägliche Sexismusdebatte seit 3 Wochen manchen Menschen auf die Nerven geht. Ebenso habe ich Verständnis für Frauen, denen es auf die Nerven geht, dass sie zeit ihres Lebens täglich Sexismus in unterschiedlicher Ausprägung ausgesetzt sind.
Ja, mit dem Älterwerden haben wir gelernt, damit umzugehen. Wir schauen in öffentlichen Verkehrsmitteln und in den Fußgängerzonen und Gehwegen an den Menschen vorbei, tun so, als ob sie nicht existieren würden und versuchen uns selbst unsichtbar zu machen. Während unserer Arbeit und Freizeit haben wir uns angewöhnt schlagfertig zu reagieren oder wir schweigen, sind sprachlos, überrumpelt, überfordert und fühlen uns ohnmächtig in einer, für uns höchst unangenehmen, Situation ausgeliefert.

Besonders peinlich berührt und mit Scham erfüllt reagieren Mädchen und junge Frauen, die das raue Leben noch nicht gehärtet oder hart und kalt gemacht hat. Wie viel ohnmächtige Wut, Männerhass und Selbstverachtung mit Sexismus ausgelöst wird, werden wir wohl nie ermessen können.

Ich erinnere mich an eindeutig zweideutige Sprüche meines Fahrlehrers, meiner Skilehrer, meiner Tanzlehrer, die auch besonders gerne auf Kosten ihrer jungen Assistentinnen anzügliche Witze gemacht haben, über die alle Anwesenden lachten. Auch ich habe nichts dazu gesagt. Heute würde ich Sexismus laut in der Runde ansprechen oder unter vier Augen ein Gespräch suchen. Als junge Frau haben einige Vorgesetzten und andere Männer in allen möglichen Lebenssituationen sich daran erfreut und ergötzt, wenn ich vor Scham errötet bin. Sie waren glücklich, mich in Verlegenheit gebracht zu haben. Dabei waren sie die Peinlichkeit in Person, haben sich daneben benommen und ich wurde rot, nicht sie. Das waren alles keine unsympathischen, üblen Männer sondern ganz normale Durchschnittsbürger.

Beobachtet und selbst erfahren habe ich oft, dass wenn ich oder andere Frauen sexistisches Verhalten abgelehnt haben, nicht ernst genommen wurden, auch noch verspottet und verhöhnt wurden: “Stell dich nicht so an!“ “Verstehst du keinen Spaß?“ “Hast du deine Tage?“ “Sei nicht so prüde!“ “Sei nicht päpstlicher als der Papst!“ „Werde nicht hysterisch!“ „Sei nicht so zickig!“
In unserer modernen Zeit werden immer noch wütende Frauen als hysterisch oder zickig bezeichnet, als ob mit ihnen etwas nicht stimmen würde, als ob sie geisteskrank wären, wenn sie ihre Grenzen aufzeigen und sich Übergriffe verbitten.

Körperliche Übergriffe erlebte ich selten. Ich bin sehr froh, dass ich mich schnell aus gefährlich werdenden Situationen befreien und flüchten konnte. Traumatisch waren diese Erlebnisse für mich durchaus, sie haben mich vorsichtig gemacht. Mein Repertoire an schlagfertigen Reaktionen und mein inzwischen gesundes Selbstbewusstsein schützen mich ebenfalls. Durch meine starke Ausstrahlung wagt sich eigentlich niemand mehr, mich zu belästigen. Im Allgemeinen gehen Männer mit mir sehr respektvoll und wertschätzend um. Ich spüre, dass ich ihnen vertrauen kann und fühle mich sehr wohl mit ihnen.

Der verunsicherte Mann
Falls Männer sich durch die #metoo-Bewegung und die Sexismusdebatte pauschal mitangeklagt fühlen, wütend werden, sich schämen oder gar Schuldgefühle wahrnehmen, haben die Möglichkeit, sich die Ursachen anschauen, warum sie mit Sexismus in Resonanz gehen und diese auflösen. Ich begleite sie gerne bei der Aussöhnung mit sich selbst und mit dem Kollektiv Mann. Ansonsten einfach mit ganz natürlichem Respekt und wertschätzend mit Frauen umgehen.

Nicht nur Frauen sind Opfer
Nicht vergessen möchte ich hier an dieser Stelle, dass auch Männer sexuellen Übergriffen ausgesetzt sind. Wir erfahren, dass Jungen und Männer von katholischen Priestern missbraucht werden. Vergewaltigungen von schwulen Männern sind ein Tabuthema, ebenso Sexismus, der von Frauen ausgeführt wird.

Ursachen und Lösungswege
Inzwischen habe ich mich im Rahmen meiner Bewusstseinserweiterung und Persönlichkeitsentwicklung mit den übergriffigen Aspekten der männlichen Energie ausgesöhnt. Diese können auch als Spiegel der eigenen aggressiven inneren männlichen Energien wahrgenommen und liebevoll angenommen werden.

Vom großen Ganzen aus gesehen, wirken die Vielzahl unserer Inkarnationen, in denen wir ebenfalls unsere Erfahrungen mit sexueller Gewalt als Opfer gemacht haben und unbewusst mit uns herumtragen. Ebenfalls unbewusst wirken auch unsere Täterinkarnationen. Der Konflikt tobt auch in uns selbst. Selbstvorwürfe bringen uns nicht weiter.

Macht und Machtmissbrauch – raus aus der Opferrolle
Experten erklären uns unisono, dass Sexismus immer mit Macht zu tun hat, mit Machtmissbrauch Schwächeren gegenüber. Die Täter fühlen sich stark und mächtig, die Opfer ohnmächtig, ohne Macht. Die gute Nachricht dabei ist, dass wir die Ohnmacht des Opferdaseins aufgeben können, wenn wir die Macht über unser Leben wieder zu uns zurücknehmen. Wenn wir erkannt haben, dass nur wir selbst Macht über unser Dasein besitzen, können wir unsere Persönlichkeit verändern, selbstbestimmt mit uns selbst und unserer Lebenssituation in den Frieden kommen. Dazu ist die bedingungslose Liebe zu uns selbst, mit all unseren Facetten, erforderlich. Wenn wir unsere Weiblichkeit stärken, unsere urweibliche Energie in uns wieder reaktivieren, diese Kraft und Macht in uns manifestieren, können wir Männern auf natürliche Weise auf Augenhöhe begegnen. Wir strahlen kraftvolle Souveränität aus, erfahren so Respekt und Wertschätzung in unserem Umfeld. Die Liebe zu uns selbst und unserer wahren Weiblichkeit ist der Schlüssel zur Aussöhnung mit unseren Erfahrungen, der Männerwelt und unserer Gesellschaft.

An dieser Stelle erinnere ich an das natürlich souveräne Auftreten von Wonder Woman im Film! Dazu ein kurzer Auszug aus meinem Blog (https://etnamarx.com/die-weibliche-urkraft-a-la-wonder-woman/) zu diesem Thema:
Die Macht über das eigene Leben zurückzunehmen bedeuet,

  • zu wissen, wer du bist und wofür du auf der Erde angetreten bist, deine Berufung inklusive aller deiner Gaben und Talente zu leben, jenseits aller Rollen und Zuschreibungen, Erwartungen, vorgegebener Normen und Konzepten, sie in bedingungsloser Liebe anzunehmen, sichtbar zu sein und sie in die Welt zu bringen;
  • ein sinnerfülltes Leben zu führen, das du nach deinen ureigenen Vorstellungen und Wünschen lebst und bewusst gestaltest.

Denn nur mit dieser weiblichen Urkraft, diesem Urvertrauen in unsere Fähigkeiten können wir als Frauen aus unserem tiefsten Inneren heraus kreativ schöpfen und in Gesellschaft und Wirtschaft, die Veränderungen vornehmen, die nötig sind. Nur im Einssein unserer innewohnenden Macht, Kraft und Liebe können wir authentisch sein. Die Balance unserer inneren geheilten (!) männlichen und weiblichen Aspekte lassen uns zu einem ganzen Menschen werden. Das ist die Voraussetzung, um erfolgreich in allen Lebensbereichen zu sein, dann unterstützt uns das Leben.

Wut, Hass, Rache und Forderungen werden erfahrungsgemäß unsere Gesellschaft nicht positiv verändern können. Konzentrieren wir uns auf unser kraftvolles Selbst, transzendieren wir unsere negativen Erfahrungen eigenverantwortlich und selbstermächtigt, dann ist ein selbstbestimmtes, souveränes Leben in Liebe zu uns selbst und diesen bestimmten Männern möglich. Frieden in unserer Welt beginnt mit dem Frieden in uns selbst.

Die #metoo-Bewegung, die Erlebnisse mit den gefühlten Emotionen auszusprechen, halte ich für notwendig in der aktuellen Zeitenergie, in der das Weibliche mit all seinen vielfältigen Facetten immer mehr in den Fokus rückt. Erfolg wird sie haben, wenn wir uns verantwortungsvoll auf Aussöhnung mit uns selbst und dem Kollektiv ausrichten.

Seminare zur Bewusstseinserweiterung und Persönlichkeitsentwicklung, insbesondere zum Thema weibliche Urkraft, emotionale Freiheit, Aussöhnung, Souveränität, Selbstliebe unter: https://etnamarx.com/artemis-seminare/
Selbstverständlich begleite ich auch einzelne Menschen in meinen Coachings und Mentorings.

Herzlichst

Etna Marx
www.etnamarx.com

 

 

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